Sonntag, 20. Juli 2014

Die Herausforderung namens Kolomojskyj

Der folgende Text stammt vom ukrainischen Journalisten Сергій Лещенко und wurde von uns ins Deutsche übersetzt. Das Original findet ihr hier.


Die Herausforderung namens Kolomojskyj

Es ist mir egal, wie oft Kolomojskyj mich und meinen Freund Mustafa "Drecksack" nennt, und auch wie oft Filatofv auf Facebook schreibt, dass ich ein Idiot bin.

Es ist mir egal, weil ich mich nicht für eine Sekunde täuschen lasse. Ich kenne den Charakter dieser Menschen, da ich ihr Verhalten in Politik und Wirtschaft seit vielen Jahren verfolge.

Sie können mir ausführlich erklären, warum Kolomojskyj die Ukraine vor Putins Armee verteidigt hat, und sie werden auf diese Art und Weise tausende Likes auf Facebook sammeln. Aber es ist an der Zeit die Dinge beim Namen zu nennen: Kolomojskyj und seine Stellvertreter erpressen ganz offensichtlich die Kiewer Regierung.

Es ist ihre Mission, einen Freibrief zur Übernahme der Region Dnipropetrovsk zu bekommen. Sie wollen dieses Gebiet zu ihrem privaten feudalen Besitz machen, den sie über ihre eigene Armee persönlich kontrollieren können. Kolomojskyj versteckt seine Ambitionen gar nicht.

Vor ein paar Tagen schrieb Filatov, dass manche der Soldaten aus seinem Batallion ihn ansprechen, weil sie Angst haben, dass Poroschenko Kolomojskyj absetzt. Sie lärmen mit ihren Waffen, und drohen in diesem Fall Partisanen zu werden.Einige Aktivisten wollen sogar die regionale Verwaltung in Brand setzen, falls Poroschenko sie entlassen sollte.

Überlegen sie mal, diese Drohungen stammen nicht von irgend einem Facebook-Troll, sondern von einem Regierungsbeamten, der direkt seinen Vorgesetzten bedroht- und zwar den Präsidenten der Ukraine!

Filatov ist das Sprachrohr von Kolomojskyj in den sozialen Netzwerken. Die Menschen sind von seinen derben Beiträgen auf Facebook begeistert, die voll von Machismo sind. Dabei scheint es vollkommen egal zu sein welche Vergangenheit dieser Mann hat. So wissen zum Beispiel nur wenige, dass Filatov früher als Rechtsanwalt in der Corporation UESU (Unified Energy System of Ukraine) gearbeitet hat. Er war aufgrund seiner Position über die Eigentümerstruktur seines Arbeitgebers bestens informiert. Zu dieser Zeit sind scheinbar zufällig Insider Informationen über Julia Timoschenkos Beteiligung an Jushny GOR (Bergbau und Verarbeitung) an Gennadi Korban (ein Kolomojskyj nahestehender Oligarch) gelangt. In Folge hat das Unternehmen die Eigentümer gewechselt, wobei massiver Druck auch mit Hilfe von Söldnern aus Kolomoyskis Firma B.O.G ausgeübt wurde.

Korban und Filatov haben was die Umverteilung von Eigentum betrifft viel Erfahrung. Ihr Prinzip ist einfach: Sie suchen sich ein Opfer, dessen Ansehen in der Öffentlichkeit leicht angegriffen werden kann, oder jemanden den man mit Hilfe von Kolomojskyjs Medienimperium vernichten kann.

Eines ihrer Opfer war Pavlo Lazarenko, der nicht in der Lage war sich zu wehren, während er in den USA im Gefängnis saß. Korban und Filatov, die bis jetzt immer einer Strafe entgangen sind, waren sich ihrer Sache so sicher, dass sie sogar versucht haben den Prozess gegen Lazarenko zu beeinflussen, aber der Richter in San Francisco hat dem einen Riegel vorgeschoben.

Letzte Nacht hat Filatov angeregt, dass es notwendig wäre, das Vermögen von Menschen die er für Kollaborateure der Separatisten hält, einzuziehen. Die Liste der in diesem Zusammenhang von Filatov genannten Unternehmen - dutzende Fabriken, Entergieunternehmen sowie Ukrtelcom - zeigt, dass sie Achmetow angreifen wollen.

Was Sie jetzt sehen ist nicht mehr und nicht weniger als "die Vorbereitung der öffentlichen Meinung zur Umverteilung des Eigentums." Kolomojskyj und seine Stellvertreter pflegen dabei einen Persönlichkeitskult, den es in der Region Dnipropetrovsk seit der Zeit vom Pavel Lazarenko nicht mehr gegeben hat.

Der Umstand, dass Kolomojskyj den Separatismus im März erfolgreich aufgehalten hat, gibt ihm keinen Freibrief alles zu tun, was ihm in den Sinn kommt. Andernfalls könnten ja auch die Gouverneure von Saproroschje und Charkow sich an die Brust schlagen, und mit den Worten "Ich habe die Separatisten aufgehalten!" ohne Gerichtsverfahren die Vermögen derer einziehen, die sie zuvor persönlich zu Separatisten erklärt haben.

Kolomojskyj instrumentiert wieder einmal seine Privatarmee um Eigentumsfragen zu lösen. "Weißt du überhaupt, welche Fragen die Jungs den Behörden stellen werden, wenn sie von der Front zurückkehren?" - schreibt Filatov.

Es ist klar, dass die "Jungs" ihre Fragen nur mit der Waffe in der Hand stellen werden. Aber zu entscheiden, welche Vermögen eingezogen werden sollen, ist ein Privileg, und als solches im Zuständigkeitsbereich der Regierung und der Justiz, und nicht im Ermessen von Kolomojskyj. Wer Gouverneur wird, soll nur der Präsident entscheiden, und bewaffnet sein sollte nur die Polizei sowie die Armee, nicht aber private Söldnertruppen.

Das Problem Kolomojskyj ist eine Herausforderung für Porosheknko, die er schon in den nächsten Monaten lösen muss. Davon ist abhängig wie erfolgreich seine Präsidentschaft sein wird.

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